Landesliga Hamburg Runde 6

2 Kilimandscharos

Vereinsheim
Wegen kurzfristigen Ausfalls des zweiten Schiris musste sich euer Berichterstatter gleich um zwei Kämpfe kümmern, nämlich St. Pauli II - HSK IV und St. Pauli III - Diogenes. (Der Vereinfachung von Referenzen halber hier A und B benamst.) Man stelle sich das mal für einen Fußballschiri vor! Aber bekanntlich sind die Schachregeln kurz und knackig, Tatsachenentscheidungen äußerst selten (vielleicht mal, wenn eine Hand zur Figur gezuckt ist?!) und in 99.9% aller Mannschaftskämpfe passiert gar nichts Relevantes. Trotzdem, der HSchV kann immer noch mehr Schiris gebrauchen, wie man sieht: die nächste RSR-Ausbildung ist Ende April. Boris freut sich über rege Anmeldungen.

Ein Remis an 7B (Centipawnmäßig garnix los) startete die Ergebnismeldungen, und in Kampf B war das ansteckend. :-) An 7A hingegen kostete ein geradezu HR-mäßiges Übersehen dem Paulianer Bauer und Partie schon im 7. Zug. Er warf noch Bauer 2 hinterher, und am Ende noch eine Qualle, ohne je etwas dafür zu sehen. Die Führung wurde aber zehn Sekunden später an 5A egalisiert - Weiß hatte sich in der Eröffnung auf Verwicklungen eingelassen und ein verlorenes Tempo bedeutete den sofortigen Absturz. Dann gab es noch ein Remis an 1B, wo Weiß das Bepöbeln eines schwachen Bauers endlich einstellte, weil Schwarz ihn ebenso oft decken konnte, und langsam bereits gewissen Vorteil hatte. Nach 2 Stunden also 1:1 an A und B.
3B legte das nächste Remis nach, Schwarz hatte gewissen Vorteil, aber diesen auch umzusetzen wäre schwierig geworden, so endete es in Zugwiederholung. Und auch an 6B war kein Vorteil für irgendeine Seite drin. Nächstes Remis. An 1A setzte sich der Elounterschied durch: Ein einziger Fehler, und die eh eklige, aber haltbare Stellung (mieser Läufer, guter Springer) ging vor die Hunde. Dann an 8B, richtig geraten, ein Remis, auch wenn Schwarz im Doppelturmendspiel ohne weiteres Gewinnversuche hätte machen können. Wüst wurde es dann an 3A. Weiß hatte die Partie schon am Damenflügel gewonnen, aber er war zu gierig und plötzlich flog am Königsflügel ein Opfer nach dem anderen herein. (Für die Nachwelt: Das Opfer Lf2+ hat die Engine mit einem cleveren Gegenopfer glatt widerlegt, aber so einen Ansturm überlebt man nur, wenn man Nerven wie Drahtseile hat.) An 6A konnte der HSK etwas aufholen, weil ein Endspiel (wohl in Zeitnot?) misshandelt wurde. Doch wenig später machte St. Paulis Brett 4A den Sack zu: Nach heruntergeblitzter Eröffnung wurde Schwarz am Königsflügel überfahren, doch Weiß fand nicht die zwingendste Fortsetzung und musste in die "Verlängerung". Eine Unvorsichtigkeit entschied dann das Endspiel. Damit war an A der Käse gegessen, denn ein weiteres Remis dort war mindestens abzusehen. Ein reales Remis, logo, gab es dann an 4B. Weiß hatte ein Quallenopfer unterschätzt (was bitter nötig war, sonst Beulen am Königsflügel), und obwohl der Schwarze im Endspiel noch unnötige Taktik zuließ, ging das Ergebnis wohl in Ordnung. Damit 4:2 an A und 3:3 an B nach 4 Stunden.
Jetzt wurde es bitter für St. Pauli III. An 5 wäre das nächste Remis fällig gewesen. Im eh remisträchtigen Lf4-System hätte man schon längst zu stochern aufhören können, da fiel Schwarz dem allerletzten Fopp zum Opfer (siehe unten!). Dann an 2A die definitive Entscheidung: Mit einem Mehr- aber 2 Doppelbauern versuchte Weiß vergeblich, den Vorteil zu verdichten (zumal er weitere Bauern liegen ließ, weil er dem Braten nicht traute - mit Engine bewaffnet kann der Analysator natürlich billig Ratschläge geben) und verlor sogar den Mehrbauern. Doch Schwarz beging eine riesige Fehleinschätzung, als er den Läufertausch zuließ - die bessere Königsstellung entschied für Weiß. An 8A hatte inzwischen der Paulianer aus seinen Vorteilen (nachgeworfener Mehrbauer zum besseren Läufer) nichts gemacht - die zu hastige Abwicklung ins Turmendspiel warf den Vorteil weg. Da half alles Manövieren nichts mehr - Remis. Endstand an A also 5.5:2.5 für St. Pauli II, was weiterhin einsam durchmarschiert. Blieb noch 2B, was an Drama locker für zwei Mannschaftskämpfe gereicht hätte. Schwarz tauschte früh die Dame gegen zwei Türme, mit einer extrem unbalancierten Stellung. Er hätte vielleicht mehr Schub geben müssen, denn passiv gegen eine Dame zu spielen ist keine gute Idee. Die Engine sagt zu allen Manövern beiderseits allerdings nur 0.0. Dann kam die nächste (dauernde) Zeitnotphase. Schwarz übersah eine Fesselung und ein plötzlich freies Bauernduo walzte alles nieder... bis ein Zeitnotfehler von Weiß es selbst ausbremste (fast jeder andere Zug hätte es getan, sogar HRs unverschämtes Damen-Scheinopfer 97.Dxd6 wickelt in ein gewonnenes Endspiel D/TB ab) und er nur noch Dauerschach hatte. Endstand 3.5-4.5 für Diogenes, aber St. Pauli wird es verschmerzen können.

P.S. Zum Zeitpunkt des Abschickens gibt es noch keine Vereinsberichte, daher als "Füller" Links zu Berichten über das Bundesliga-Derby HSK-St.Pauli am 2.2.: HSK - St. Pauli


Gottuk-zur Lage. Schwarz muss schon aufpassen, allein 48...f6 49.Te6 Kd7 hält das Gleichgewicht. 48...Tf1+ 49.Kg3 Te1 waren zwei Ungenauigkeiten zuviel wegen 50.f6. Schwarz verließ sich auf 50...Txe5 51.hxg7 Tg5, aber das Folgende sahen sämtliche Kiebitze sofort.

Leerraum unten oder alles mit CTRL-A markieren zum Entspoilern:

52.Tg6 1-0. Noch nicht mal 52...hxg6 53.g8D gxh5 kann man spielen wegen 54.Dxg5 hxg5 55.gxh5. Schach ist manchmal so gemein...

Hauke Reddmann