Ein Remis an 7B (Centipawnmäßig garnix los) startete die Ergebnismeldungen,
und in Kampf B war das ansteckend. :-) An 7A hingegen kostete ein geradezu
HR-mäßiges Übersehen dem Paulianer Bauer und Partie schon im 7. Zug.
Er warf noch Bauer 2 hinterher, und am Ende noch eine Qualle,
ohne je etwas dafür zu sehen. Die Führung wurde aber zehn Sekunden später
an 5A egalisiert - Weiß hatte sich in der Eröffnung auf Verwicklungen
eingelassen und ein verlorenes Tempo bedeutete den sofortigen Absturz.
Dann gab es noch ein Remis an 1B, wo Weiß das Bepöbeln eines schwachen
Bauers endlich einstellte, weil Schwarz ihn ebenso oft decken konnte,
und langsam bereits gewissen Vorteil hatte. Nach 2 Stunden also 1:1 an A und B.
3B legte das nächste Remis nach, Schwarz hatte gewissen Vorteil, aber
diesen auch umzusetzen wäre schwierig geworden, so endete es in Zugwiederholung.
Und auch an 6B war kein Vorteil für irgendeine Seite drin. Nächstes Remis.
An 1A setzte sich der Elounterschied durch: Ein einziger Fehler, und die eh
eklige, aber haltbare Stellung (mieser Läufer, guter Springer) ging vor die Hunde.
Dann an 8B, richtig geraten, ein Remis, auch wenn Schwarz im Doppelturmendspiel
ohne weiteres Gewinnversuche hätte machen können. Wüst wurde es dann an 3A.
Weiß hatte die Partie schon am Damenflügel gewonnen, aber er war zu gierig
und plötzlich flog am Königsflügel ein Opfer nach dem anderen herein.
(Für die Nachwelt: Das Opfer Lf2+ hat die Engine mit einem cleveren Gegenopfer
glatt widerlegt, aber so einen Ansturm überlebt man nur,
wenn man Nerven wie Drahtseile hat.) An 6A konnte der HSK
etwas aufholen, weil ein Endspiel (wohl in Zeitnot?) misshandelt wurde. Doch
wenig später machte St. Paulis Brett 4A den Sack zu: Nach heruntergeblitzter
Eröffnung wurde Schwarz am Königsflügel überfahren, doch Weiß fand nicht
die zwingendste Fortsetzung und musste in die "Verlängerung". Eine Unvorsichtigkeit
entschied dann das Endspiel. Damit war an A der Käse gegessen, denn ein weiteres
Remis dort war mindestens abzusehen. Ein reales Remis, logo, gab es dann an
4B. Weiß hatte ein Quallenopfer unterschätzt (was bitter nötig war, sonst
Beulen am Königsflügel), und obwohl der Schwarze im Endspiel noch unnötige
Taktik zuließ, ging das Ergebnis wohl in Ordnung. Damit 4:2 an A und 3:3 an B
nach 4 Stunden.
Jetzt wurde es bitter für St. Pauli III. An 5 wäre das nächste Remis fällig
gewesen. Im eh remisträchtigen Lf4-System hätte man schon längst zu stochern aufhören
können, da fiel Schwarz dem allerletzten Fopp zum Opfer (siehe unten!). Dann an 2A
die definitive Entscheidung: Mit einem Mehr- aber 2 Doppelbauern versuchte
Weiß vergeblich, den Vorteil zu verdichten (zumal er weitere Bauern liegen
ließ, weil er dem Braten nicht traute - mit Engine bewaffnet kann der
Analysator natürlich billig Ratschläge geben) und verlor sogar den Mehrbauern.
Doch Schwarz beging eine riesige Fehleinschätzung, als er den Läufertausch
zuließ - die bessere Königsstellung entschied für Weiß. An 8A hatte inzwischen
der Paulianer aus seinen Vorteilen (nachgeworfener Mehrbauer zum besseren
Läufer) nichts gemacht - die zu hastige Abwicklung ins Turmendspiel warf
den Vorteil weg. Da half alles Manövieren nichts mehr - Remis.
Endstand an A also 5.5:2.5 für St. Pauli II, was weiterhin
einsam
durchmarschiert. Blieb noch 2B, was an Drama locker für zwei
Mannschaftskämpfe gereicht hätte. Schwarz tauschte früh die Dame gegen
zwei Türme, mit einer extrem unbalancierten Stellung. Er hätte vielleicht
mehr Schub geben müssen, denn passiv gegen eine Dame zu spielen ist
keine gute Idee. Die Engine sagt zu allen Manövern beiderseits allerdings nur 0.0.
Dann kam die nächste (dauernde) Zeitnotphase. Schwarz übersah eine
Fesselung und ein plötzlich freies Bauernduo walzte alles nieder...
bis ein Zeitnotfehler von Weiß es selbst ausbremste (fast jeder andere
Zug hätte es getan, sogar HRs unverschämtes Damen-Scheinopfer 97.Dxd6
wickelt in ein gewonnenes Endspiel D/TB ab) und er nur noch Dauerschach hatte.
Endstand 3.5-4.5 für Diogenes, aber St. Pauli wird es verschmerzen können.
P.S. Zum Zeitpunkt des Abschickens gibt es noch keine Vereinsberichte, daher als "Füller" Links zu Berichten über das Bundesliga-Derby HSK-St.Pauli am 2.2.: HSK - St. Pauli
Gottuk-zur Lage. Schwarz muss schon aufpassen, allein 48...f6 49.Te6 Kd7 hält das Gleichgewicht. 48...Tf1+ 49.Kg3 Te1 waren zwei Ungenauigkeiten zuviel wegen 50.f6. Schwarz verließ sich auf 50...Txe5 51.hxg7 Tg5, aber das Folgende sahen sämtliche Kiebitze sofort.
Leerraum unten oder alles mit CTRL-A markieren zum Entspoilern:
52.Tg6 1-0. Noch nicht mal 52...hxg6 53.g8D gxh5 kann man spielen wegen 54.Dxg5 hxg5 55.gxh5. Schach ist manchmal so gemein...
Hauke Reddmann