Offene Hamburger Frauen-Einzelmeisterschaft 2010

Gruppenphoto

Zähl' ich die Häupter meiner Lieben bei der Siegerehrung, dann fehlen mir schon einige aus dem im Vergleich zum Vorjahr fast auf das Dreifache gesteigerten Teilnehmerinnenfeld: Erich Scholvin musste mit Katharina, einem der sechs(!) Mädchen aus Stade schon zurück, vier hatten auf die 5. Runde am Montag verzichtet: Annemarie, Svenja, Amina und Teodora, deren U12-Pokal ihre Mutter Ileana entgegennahm, Julia musste zur Geburtstagsfeier ihrer Mutter und Nike (9) nach Hause, denn am nächsten Morgen hieß es für sie, früh aufzustehen. Es fehlte auch Walburga de Franko Luis, die uns mit Frank Hofmann, einem der drei Männer auf dem Foto, während der drei Tage gut versorgt und auch drei dem Ereignis angemessene schöne Blumensträuße zusammengestellt hatte. Ganz rechts zwei der Organisatoren: Christian Zickelbein und Turnierleiter Wilhelm Graffenberger, der vierte sorgte für das Foto: Andi Albers. Ganz ohne Männer kommt eben das Frauenschach in Hamburg noch nicht wieder in Bewegung, und doch war das Turnier ein guter Aufbruch wie die Mail von Erich Scholvin aus Stade beweist:
"Auf jeden Fall möchte ich dir dafür danken, dass die Staderinnen mitspielen durften, wir kommen immer gern zum HSK. Bei einem reinen Mädchen- und Damenturnier herrscht eben doch eine ganz andere Atmosphäre, es wird nicht gemeckert, Einsteigerinnen haben es leichter, ein Schachturnier kennen zu lernen. Ich müsste eigentlich viel mehr Schülerinnen mitbringen, viele glauben mir wohl nicht, wenn ich ihnen das vorher schon so erkläre."
Wir haben vielmehr Erich Scholvin zu danken, der aus dem Athenäum Stade eine der besten deutschen Schachschulen gemacht hat und auch das Mädchenschach vorbildlich fördert. Machen wir's in Hamburg wie er in Niedersachen: Die Vereine sollten Teams, zur Not mit Gastspielerinnen, für die Frauen-Landesliga bilden und ihre Spielerinnen auch einladen, die Offene Hamburger Meisterschaft der Frauen im Schnellschach am 15. August mitzuspielen!

Offene Hamburger Frauen-Einzelmeisterschaft

  Teilnehmerinnen Verein/Schule DWZ Pkte Bu. WK
1. Leib,Britta Agon Neumünster 1913 4.5 14.0
2. Rogozenco,Ileana Hamburger SK 2004 4.0 14.0
3. Schmidt,Jade Hamburger SK 1989 3.5 14.0
4. Lange,Anika SK Bremen-West 1311 3.5 13.5 u16
5. Gröning,Bessie Hamburger SK 1127 3.0 14.0
6. Garbere,Diana Hamburger SK 1020 3.0 12.5 u12
7. Rogozenco,Tea Hamburger SK 1168 3.0/4 12.0 u10
8. Steffens,Skrolan Stader SV 1186 3.0 11.5 u16
9. Paschen,Julia Hamburger SK 3.0 11.0 u10
10. Lüders,Laura Sfr. Sasel 0806 3.0 10.0 u16
11. Lemke,Berfîn Pinneberger SC 1393 2.5 11.5 u12
12. Rother,Jasmin Hamburger SK 0952 2.5 11.5
13. Tobianski,Karina Sfr. Sasel 0937 2.5 10.5 u14
14. Bockhold,A. Hamburger SK 0859 2.0/4 11.5
15. Klie,Katharina Athenäum Stade 2.0 10.0 u16
16. Lange,Alina Stader SV 0704 2.0 9.0 u12
17. Graffenberger,M. Hamburger SK 1264 1.5 12.5
18. Möhring,Svenja Hamburger SK 0886 1.5/2 10.5 u18
19. Leib,Amina Agon Neumünster 1.0/4 10.5 u08
20. Meinschien,Silke Athenäum Stade 1.0 9.5 u14
21. Stahmann,Martina Athenäum Stade 1.0 8.5 u14
22. Woller,Nike TV Fischbek 0.0 9.5 u10
23. Kotyk,Valeria Schachpinguine 1712 0.0/1 9.0

Klare Favoritinnen waren neben Britta Leib die beiden top-gesetzten Spielerinnen der HSK Frauenbundesliga WFM Ileana Rogozenco und die Vorjahreszweite Jade Schmidt, die nach dem gerade errungenen Schnellschachtitel im Betriebsschach nun nach einem "Double" grift. In der 3. Runde gab es die erste Begegnung zwischen den Favoritinnen: Britta und Ileana teilten den Punkt, doch Ileana hatte in der bis ins Endspiel kämpferischen Partie eine Gewinnchance verpasst. Das zweite Remis im Spitzenkampf gab es in der 4. Runde zwischen Ileana und Jade, so dass Britta mit ihrem Sieg gegen die spätere U16 Siegerin Annika Lange (SK Bremen-West) zu Jade aufschließen konnte. Da in der 5. Runde ein Sieg Ileanas gegen Bessie Gröning zu erwarten war, entschied also die Partie zwischen Jade und Britta über den Titel - oder einen Gleichstand an der Spitze. Jade spielte wie immer streng nach Sofia-Regeln, lehnte ein Remisangebot ab, doch ihre Versuche, die ausgeglichene Stellung mit einem Bauernopfer für einen Angriff zu öffnen, endeten fatal in einem Konter von Britta, die damit Hamburger Meisterin wurde.
Das konzentrierte Spiel der drei Favoritinnen prägte das Turnier nicht nur an Spitzenbrettern. Viele auch jüngere Teilnehmerinnen ließen sich Zeit in ihren Partien und waren im Vergleich zu manchem Jugendturnier oder Mannschaftskampf kaum wieder zu erkennen. Die Turnieratmosphäre tat allen gut. So verbuchten besonders die Kids DWZ-Gewinne und Julia Paschen z.B. eine sensationelle Einstiegszahl: 986-01, die sie bestimmt darüber hinweg tröstete, dass sie den erhofften U12 Pokal verpasste. Die drei Pokale gingen an Annika Lange (U16), Diana Garbere (U14) und Teodora Rogozenco, die ihre Chancen schwinden sah, als sie wegen einer Klassenreise auf die 5. Runde verzichten musste. Die Favoritin Berfin Lemke vom Pinneberger SC, die Hamburger Meisterin U12 vor allen Jungen, spielte ein gutes, aber etwas unglückliches Turnier und musste sich in der letzten Runde mit einem dramatischen Kampfremis gegen Jasmin Rother begnügen, die sich im Turnierverlauf sehr gesteigert hat. Alle Spielerinnen hatten großes Interesse am Analyseangebot der Trainer Andreas Albers (HSK) und Erich Scholvin (Athenäum Stade), auch ich hatte das Vergnügen, einige Partien analysieren zu dürfen. Besonders stolz war Diana, die mir erzählte, sie habe eine Partie "mit Marta" analysiert: die Großmeisterin Marta Michna spielte zwar nicht mit, besuchte uns aber am Sonntag. Das Interesse aller Spielerinnen scheint mir so groß, dass wir versuchen sollten, über die Gelegenheit für nur wenige, am Hamburger Stützpunkt zu trainieren, hinaus ein gelegentliches, aber doch regelmäßiges Verbandstraining auf alle Spielerinnen einzurichten. Vor allem aber ist wichtig, dass alle Frauen und Mädchen häufiger an ernsthaften Turnieren teilnehmen und sich treffen: Die nächste Gelegenheit bietet die Hamburger Schnellschachmeisterschaft der Frauen am Sonntag, 15. August, im HSK Schachzentrum.

Christian Zickelbein

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