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Finale remiso, doch furioso

(Endbericht nach der 7. Runde)

Die letzte Runde war an Dramatik nicht mehr zu überbieten,
obwohl schon wieder vorn fast alle Partien remis ausgingen.
Aber der Reihe nach. Die Uhrzeiten müssen bei der folgenden
Chronik der Ereignisse wegen des Zeitumstellungswirrwarrs
etwas /cum grano salami/ genommen werden.

25.00 Uhr. Anpfiff.
25.30 Uhr. Reddmann weiß, daß man Schroeder nur einmal pro
Jahrhundert überfahren kann, und versucht gar nicht erst
überscharfe Wahnsinnsvarianten wie 1.e4. Schroeder weiß, daß
Reddmann es weiß, und daß er mit Schwarz dann wohl nur Remis
rausholen kann. Reddmann weiß, daß Schroeder weiß, daß...
usf., Remis nach 18 Zügen.
26.00 Uhr. Besenthal gibt im Vertrauen auf seine vor dem
Start der Runde viel bessere Buchholz Remis gegen Bodach
(mehr gab die Stellung eh kaum her). 
27.00 Uhr. Lübeck, der mit der allerbesten Buchholz und einem
Sieg alle noch überholen könnte, sitzt auf einem Wurstläufer
und muss ebenfalls Remis annehmen, womit er aus dem Rennen
ist. (Seinem Gegner hätte Kneten zum Gewinn zwar auch 5 
Punkte, aber auch nix gebracht wg. siehe nächste Zeile.)
27.00 Uhr 3/4. Ditmas gewinnt und hat nun ebenfalls 5 Punkte,
liegt aber selbst bei einem Buchholzwunder aussichtslos
zurück. 
28.00. Andersen steht gegen Porth völlig auf dem Acker.
28.30. Endspielgott Reddmann würde das Teil blind gewinnen,
doch ach, Porth fällt einem Nachbild zum Opfer, was ihn
zwar eine Figur einbringt, doch T+S gegen T ist remis,
wenn die Restbauern wegfliegen.
29.00. Kann Andersen sogar gewinnen? Nein, seine Bauern sind
zwar deren dreien, doch zu zersplittert. Nachdem die Partie
den Betrieb endlos aufgehalten hat :-), und man nur noch vom
Fischerbonus lebt, wird auch hier remis gegeben. 
Hier noch einmal die entscheidende Phase:

Porth-Andersen, Runde 7 1.e6+! Kxe6 2.Te2+ Kf7 (Sonst d7 und aus, bzw., nach Kd7, Te7+ nebst Tae1 und auch aus.) 3.Te7+ Kf8 (Kf6 läuft in die Mattzange, Kg8 lässt den Springer ungedeckt, so daß Tae1 in beiden Fällen vernichtend ist.) 4.Sd4 Sg7 (Sonst gewinnt Se6+ und d7. Hier hätte man praktisch denken müssen, Txb7 holt erst einmal den Bauern wieder, lässt seinen Kollegen auf c6 im Regen stehen und droht auch mal wieder Tae1. Eine plausible Variante wäre z.B.: 5.Txb7 Te8 6.Tc7 Se6 7.Sxe6+ Txe6 8.Tc8+ nebst d7. Auf 6...wasauchimmer wird erstmal der Damenflügel abgeräumt. Doch ach, Weiß zog...) 5.Tae1 (Jetzt falsch.) b6 6.d7 bxc5 7.Txg7 (Oh weh. Se6+ geht ja gar nicht!) Kxg7 8.Se6+, was dann aber wie oben angegeben nicht reichte. 30.00 Uhr. Die Großrechner werden angeworfen. Es geht um jedes Buchholzpünktchen. Dann das amtliche Endergebnis: Besenthal ist neuer (und erster) Hamburger Seniorenmeister 50+! Gerade rechtzeitig ist er noch bei den Schachelschweinen Mitglied geworden. :-) Der Sieg ist verdient, hat er doch gleich den vier nominell stärksten Spielern ein Remis abgeknöpft. Auf Platz 2-4 folgt, jeweils in einem halben Buchholz Abstand zum Vordermann, 3/4 der Templin-Mannschaft, und auch noch in der gleichen Reihenfolge: Reddmann, Schroeder, Andersen. Das Quartett sammelt die Geldpreise ein, und der fünfte, ebenfalls mit 5 Punkten, erhält nach dem Motto "Merry Ditmas" den Sonderpreis. Einen Haufen Ratingpreise gibt es auch noch, doch der Bericht ist schon überlang geworden (ein kompletter Turnierbericht wird von unserem Organisator und Seniorenreferenten Martin Bierwald in Bälde nachgelegt) und der Berichterstatter muss unbedingt noch folgende fiktiven Sonderpreise vergeben: Senior: Heinz Molsner aus Farmsen, dem man sein Alter nicht ansieht, schon gar nicht auf dem Brett! Junior: Unser Küken und Schiri Olaf Ahrens. (Nö, ich hätte da eher auf Dieter Floren getippt, aber der ist ein wenig älter.) DWZ-Auswertungen: Peter Rädisch. Nichtmal Reddmann mit seinen 300+ kann ihn je noch einholen. Hartmut Porth erhält den Preis für den schwärzesten weißen Turm, den der Berichterstatter je gesehen hat. Und der hatte sich dann auch noch als Spion unter die schwarzen Figuren gemischt. "Hä? Wieso gibt der mit zwei Minustürmen nicht endlich auf?" Und Bernd Klawitter hat einwandfrei das männlichste Kinn aller Zeiten. :-) Hauke Reddmann